Sommerferien in Kolumbien
06.08.2025
Ein kleiner Einblick in ein vielfältiges Land mit spannender Fauna und Flora.
Unser diesjähriges Reiseziel liegt so fern, wie noch keines, seitdem wir eine Familie gegründet haben. Um so spannender und exotischer erscheint uns Kolumbien.
Die Kinder steigen zum ersten Mal in ein Flugzeug und reisen, mir nichts, dir nichts, während rund zwölf Stunden über den Atlantik in eine andere Zeitzone. In eine Grossstadt, die auf 2800m ü. M. liegt und die von der Einwohnerzahl die komplette Schweizer Bevölkerung beherbergt. Kulturschock? Keine Ahnung, wie sich das bei Kindern zeigt. Aber sie verziehen keine Miene bei der abenteuerlichen Fahrt vom Flughafen in die Stadtmitte von Bogotà. Sie kleben förmlich am Fenster und saugen das Abenteuer auf. Wir "Grossen" fühlen uns eher gerädert von der langen Reise und sehnen uns nach einer guten Portion Schlaf, die aufgrund der Zeitverschiebung jedoch noch lange Stunden auf sich warten lässt.
Kolumbien erleben wir als facettenreich und farbenfroh. Die Pflanzenwelt ist einerseits vertraut, Hauswurz wächst beispielsweise gut und gerne, von der Grösse jedoch in XXL. Andererseits begegnen wir vielen exotischen Gewächsen, die mit ihren schönen Blüten wunderbare Farbtupfer bilden. Im botanischen Garten in Bogotà werden die unterschiedlichen Klimazonen des Landes mit der jeweiligen Flora eindrücklich präsentiert. Die Klimazonen orientieren sich in erster Linie an der Höhenlage, von Meereshöhe bis auf den 5776 Meter hohen Pico Cristóbal Colón, ist alles vorhanden. Letzterer liegt übrigens nur 45 Kilometer von der pazifischen Küste entfernt. Das Land verfügt über ein wahrlich reiches Ökosystem. Sobald man sich in grüner Umgebung befindet, erklingen spannende Vogelstimmen und so entdecken wir im botanischen Garten tatsächlich unseren ersten Kolibri. Ein kleines Highlight für unsere Töchter, die intensiv danach Ausschau gehalten haben.
Speziell erwähnen möchten wir den Strassenverkehr. Er ist wild, laut und scheinbar unberechenbar. Aber eben nur oberflächlich betrachtet. In Wirklichkeit ist es ein geordnetes System. Weil: ein jeder fährt für sich. Es wird links und rechts überholt, dazwischen schlängeln sich Motorradfahrer, sowie unerschrockene Velofahrer. Die Hauptverbindungsstrassen von Bogotà sind drei- bis vierspurig und jederzeit gut befahren. Rund eine Stunde Fahrt vom Stadtrand bis in die Stadtmitte ist keine Seltenheit. Obwohl das eigene Auto nur jeden zweiten Tag benutzt werden darf. Diese Regelung orientiert sich an den Autonummern.
An den Lichtsignalen werden Getränke und Snacks durchs Autofenster verkauft und mal eben eine Frontscheibe geputzt. Was unterhaltsam klingt, ist in Wirklichkeit ein trauriges Abbild der Armut in einer Grossstadt. Sobald man sich in ländlicher Region befindet, sinkt der Wohlstand beträchtlich, die Armut wird dadurch weniger offensichtlich.
Wir bewundern die Gelassenheit und Geduld der Kolumbianer. Sei es unterwegs im Verkehr oder an Kassen, wo sich meist lange Schlangen bilden. Drei Minuten Wartezeit, bis ein Kassenbon gedruckt ist, stecken sie stoisch weg. Währenddessen bestaunen sie die hellen Haare der Touristen. Unsere Töchter sind beide aschblond. Aus kolumbianischer Sicht ist das ein absoluter Hingucker und wirkt auf sie wie weissblondes Engelshaar. Vermutlich sind die Haare der Grund, warum uns auffallend viele Verkehrsteilnehmer den Vortritt gelassen haben. Oder sie wollten keinen europäischen Touristen auf dem Gewissen haben.
Der Grund, warum wir unsere Ferien in Kolumbien verbracht haben, ist die Hochzeit eines Freundes, der vor einigen Jahren ausgewandert ist. Durch ihn erfahren wir aus erster Hand, wie das Leben vor Ort ist und profitieren von seinem Erfahrungsschatz. Nicht nur in sprachlicher Hinsicht. Denn die meisten Kolumbianer verfügen über rudimentäre, bis keine Englischkenntnisse.
In der kurzen Zeit, die wir in Kolumbien verbringen durften, haben wir die Hauptstadt und nähere Umgebung, sowie ein kleines Stück am Pazifik kennengelernt. Trotz des kleinen Radius, nehmen wir viele Eindrücke nach Hause mit. Apropos Zuhause: wir schätzen unser jederzeit verfügbares Trinkwasser, den Wasserdruck unserer Dusche, die frische Bergluft und die Mentalität der Schweizer Bevölkerung. Es ist schön, wieder im Bündnerland zu sein!